Falscher Nachsendeantrag: Wie wir einen Online-Betrug aus Dubai enttarnten

Kapitel 1: Ein scheinbar harmloser Umzug wird zur Kostenfalle

Ende Juni 2025 bereitete sich Anton (Name geändert) auf seinen Umzug vor. Neben Kisten und Adressänderungen stand auch ein Routinevorgang an: der Nachsendeantrag für seine Post. Am 25. Juni suchte er bei Google nach „Nachsendeantrag“ und klickte auf das erste Ergebnis.

Die Seite https://nachsendung-post.de/ wirkte auf den ersten Blick seriös: gelb dominierte, ein Briefkastensymbol war sichtbar und ein Farbton erinnerte an die Deutsche Post. In der Google-Suche erschien sie sogar noch vor dem offiziellen Angebot der Deutschen Post.

Anton füllte das Formular aus und zahlte 169,90 €. Deutlich mehr als die rund 32 €, die die Deutsche Post für ein Jahr Nachsendung berechnet. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er nicht, dass er auf einen laut Verbraucherzentrale fragwürdigen Anbieter gestoßen war.

Quelle: Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt seit Juli 2025 vor dieser Webseite und stellt klar, dass es sich nicht um einen offiziellen Service der Deutschen Post handelt und die Kosten deutlich über dem marktüblichen Preis liegen.
(Verbraucherzentrale Niedersachsen)

Kapitel 2: Unerwartete Mahnungen und Zahlungsaufforderungen

Kurz nach der Beauftragung kam es zu Unstimmigkeiten: Die Überweisung wurde von der Empfängerbank abgelehnt. Statt einer Bestätigung erhielt Anton am 28. Juni eine Zahlungserinnerung. Nur wenige Tage später, am 2. Juli, meldete sich ein Inkassounternehmen namens „Aliminkasso“ mit einer Forderung von 206,87 €.

Diese Summe setzte sich aus Zinsen, Inkassogebühren und weiteren Auslagen zusammen:

  • 5 Tage Zinsen: 0,17 €
  • 1 weiterer Tag Zinsen: 0,03 €
  • Mehrwertsteuer auf Inkassogebühren: 5,87 €
  • Inkassogebühren: 25,75 €
  • Auslagen für Post- und Telekommunikation: 5,15 €

Was als einfacher Service begonnen hatte, entwickelte sich rasch zu einer Spirale aus Mahnungen und zusätzlichen Kosten.

Kapitel 3: Analyse und ein auffälliges Impressum

Anton kontaktierte uns, um den Sachverhalt zu klären. Im Impressum der Webseite fanden wir folgende Angaben:

Digitaler Post Service – FZCO
Dubai Silicon Oasis, Dubai, UAE
Lizenznummer: 55663

Von der Deutschen Post war hier keine Spur zu finden. Laut Verbraucherzentrale gibt es keine erkennbare Verbindung zu einem offiziellen Postdienstleister.

Kapitel 4: Spuren im Netz und die Rolle von Verbraucherbewertungen

Eine Recherche auf Bewertungsportalen bestätigte den Verdacht: Auf Trustpilot (Link) fanden sich zahlreiche Erfahrungsberichte, die auf überhöhte Kosten und aggressive Mahnpraktiken hinwiesen.

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen belegt diese Einschätzung: Sie stuft die Seite als nicht offiziellen Anbieter ein und berichtet von zahlreichen Beschwerden. (Verbraucherzentrale Niedersachsen)

Kapitel 5: Der rechtliche Widerspruch

Gemeinsam mit Anton erstellten wir einen Widerspruch gegen die Inkassoforderung, basierend auf dem von der Verbraucherzentrale empfohlenen Musterbrief:

Widerspruch gegen Ihre Zahlungsaufforderung vom 02.07.2025 – Aktenzeichen: RP-XXXXXXX

Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit widerspreche ich der geltend gemachten Forderung in vollem Umfang. Ich bestreite sowohl das Bestehen eines Vertragsverhältnisses mit der Firma "Digitaler Post Service – FZCO" als auch eine daraus resultierende Zahlungsverpflichtung meinerseits. Ich fordere Sie daher auf, die geltend gemachte Forderung nicht weiter zu verfolgen. Zudem untersage ich ausdrücklich die Weitergabe meiner Daten an Dritte sowie die Eintragung in Auskunfteien wie die SCHUFA.

Sofern Sie glauben, dass ein rechtsgültiger Anspruch besteht, bitte ich um folgende Nachweise:

  • Eine vollständige Forderungsaufstellung inklusive aller Rechnungen,
  • eine schriftliche Vertragskopie oder Nachweise über einen wirksamen Vertragsschluss,
  • sowie eine schriftliche Bevollmächtigung durch die Gläubigerin.

Bis zur Vorlage dieser Unterlagen betrachte ich die Angelegenheit als erledigt.

Mit freundlichen Grüßen
Anton XXX

Der Musterbrief ist öffentlich zugänglich: Download Musterbrief der Verbraucherzentrale

Nach Einspruch und weiteren Rückfragen ebbten die Mahnschreiben ab.

Kapitel 6: Transparenz schafft Sicherheit

Parallel dazu prüften wir die rechtlichen Pflichtangaben der Webseite und des Inkassos. Dabei fielen auf:

  • Fehlende Umsatzsteuer-Identifikationsnummer
  • Unklare Kostenhinweise zur Servicenummer
  • Mängel im Impressum

Diese Punkte dienten dazu, die Forderung inhaltlich anzuzweifeln.

Kapitel 7: Ergebnis und Fazit

Anton musste letztlich keinen Euro zahlen. Die Forderung wurde nicht weiter verfolgt. Der Fall zeigt, wie wichtig es ist:

  • Nur auf offizielle Webseiten (z. B. www.deutschepost.de) zu setzen
  • Impressum und Kostenhinweise zu prüfen
  • Bei Zweifeln rechtliche Beratung oder Verbraucherzentralen einzuschalten

Auf Anraten der Verbraucherzentrale (Link zur Warnung) erstatteten wir außerdem Anzeige bei der Polizei.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel basiert auf eigenen Recherchen sowie einer Warnmeldung der Verbraucherzentrale Niedersachsen vom Juli 2025. Er stellt keine rechtskräftige Bewertung oder abschließende Tatsachenfeststellung dar, sondern dient der Verbraucheraufklärung.

Die abgebildeten Dokumente sind Auszüge aus einem laufenden bzw. abgeschlossenen Fall. Personenbezogene Daten wurden geschwärzt. Die Darstellung dient ausschließlich der Information und Verbraucheraufklärung.

Fallakte: Operation „Nachsendeantrag“

Zeitraum: 25. Juni - Juli 2025
Betroffener: Anton (Name geändert), im Umzugsprozess
Betrugsmasche: Überteuerter Nachsendeantrag über eine irreführende Webseite mit anschließendem Inkassodruck
Ermittlungsweg: Analyse des Impressums, Auswertung von Trustpilot-Bewertungen, Prüfung durch Verbraucherzentrale, rechtliche Interventionen

Zentrale Links und Beweismaterial:

Ergebnis:

Keine Zahlung geleistet
Inkassoforderung erfolgreich abgewehrt
Anzeige bei der Polizei gestellt
Verbraucherrechte gestärkt und dokumentiert

Was wir aus diesem Fall lernen können

Dieser Fall zeigt deutlich, wie gefährlich irreführende Google-Anzeigen und täuschend echt gestaltete Webseiten sein können. Wer wichtige Services wie Nachsendeanträge online bucht, sollte stets auf die offizielle Domain achten. In diesem Fall www.deutschepost.de und nicht auf vermeintlich offizielle Portale hereinfallen.